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Vor 20 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen dem Kreis Pinneberg und dem Rayon Selenogradsk begründet. Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, der für die Partnerschaften des Kreises verantwortlich ist, hat gemeinsam mit Landrat Oliver Stolz und der zuständigen Mitarbeiterin im Kreistagsbüro, Kerstin Seidler, den Partnerkreis besucht. Vier Tage hielt sich die Delegation aus dem Kreis Pinneberg in Cranz auf. Während Tiemann zum sechsten Mal den Rayon besuchte, war es für Seidler und Stolz der erste Besuch in Cranz. Das ehemalige ostpreußische Ostseebad ist heute Sitz der Administration des Rayon Selenogradsk.
Wie immer wurde die Delegation von Landrat Valerij Gubarov und Rayon-Präsident Sergej Kulakov begrüßt. Die Gastfreundschaft war wieder überaus herzlich. Neben einem umfangreichen Besuchsprogramm stand auch die inhaltliche Überarbeitung des Partnerschaftsprotokolls an, das im kommenden Jahr in Selenogradsk fortgeschrieben werden soll. Vereinbart wurde auch ein Gegenbesuch im kommenden Frühjahr in Pinneberg.
Besonders beeindruckt war der Kreispräsident von der rasanten Entwicklung, die Cranz seit seinem ersten Besuch 2003 genommen hat. Während es damals kaum ein Wohnhaus gegeben habe, bei dem nicht mindestens ein Fenster zugenagelt oder mit Säcken oder Plastikplanen verhängt gewesen sei, könne man heute kaum noch eine zerbrochene Fensterscheibe entdecken. Vor acht Jahren habe es auch kaum Läden gegeben. Heute sei die Hauptstraße eine vorzeigbare Einkaufsmeile mit zahlreichen Geschäften mit ansprechenden Auslagen und Reklameschildern.
Landrat Stolz war insbesondere von der neuen Schule angetan, die am 1. September eröffnet wird und zum neuen Schuljahr 2011/2012 mehr als Tausend Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 11 zur Verfügung stehen wird. Verkehrsübungsplatz und zahlreiche Spielgeräte auf dem Schulhof, Laptops ab Klasse 4 und höhenverstellbare Tische ab Klasse 1, zwei Sporthallen und ein Schwimmbad machen den hohen Standard deutlich, auf dem den russischen Kindern Bildung vermittelt werden soll.
Einem Stadtrundgang unter der Führung von Klaus A. Lunau, Ortsvertreter von Cranz und stellvertretender Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Fischhausen sowie Anastasia Fjodorowa, Kontaktperson für die Partnerschaftlichen Beziehungen zum Kreis Pinneberg, folgte der Besuch der Kurischen Nehrung, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Sie besteht aus einem 98 km langen Landstreifen zwischen Klaipėda (deutsch: Memel) und Lesnoi (deutsch: Sarkau), von dem 52 km zu Litauen und 46 km zu Russland gehören.
Hier besuchte die Delegation die Vogelwarte Rybatschi (ehemals Rossitten), in der der Vogelzug und die Zugrouten unzähliger Vogelarten erforscht werden. Im Wald der tanzenden Bäume bestaunten die Pinneberger die vielfach gekrümmten, in Ringe verdrehten „tanzenden“ Kiefern.
In Wiskiauten kam es zu einem neuen Zusammentreffen mit Dr. Timo Ibsen vom Archäologischen Landesmuseum Schleswig von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. Gemeinsam mit der Baltischen Expedition des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften Moskau wird seit 2005 in einem gemeinsamen russisch-deutschen Forschungsprojekt versucht, die hier vermutete Wikingersiedlung zu finden. Wiskiauten ist ein berühmtes wikingerzeitliches Gräberfeld mit über 500 Grabhügeln im gleichnamigen Dorf nahe Cranz.
Im Krankenhaus Selenogradsk führte die Delegation Gespräche mit Dr. Mikhail Druker, dem stellvertretendem ärztlicher Leiter des Krankenhauses und weiteren der vierzig Ärzte, die 112 Patienten im Bereich der Chirurgie, Gynäkologie, Kindermedizin und Hauttherapie versorgen. Landrat Stolz bot an, bei den Regio-Kliniken eine weitere Zusammenarbeit mit dem Schwerpunkt Erfahrungsaustausch deutscher und russischer Ärzte anzuregen.
Gesprächen bei der Feuerwehr Selenogradsk mit Eduard Kolkin vom Katastrophenschutz und bei der dem THW und der DLRG ähnlichen Rettungsstation mit Sergej Galitzky über den Ablauf von Rettungseinsätzen folgte der Besuch der Behindertengruppe „Rutschijok“. Vera Malzewa, Vorsitzende des Trägervereins, ist selbst Mutter eines geistig behinderten Sohnes und hat im Kreis Pinneberg die praktische Arbeit mit behinderten Menschen erlernt. Anwesend waren auch Lena Aleksandrova vom russischen Verein Selenogradsk-Pinneberg wie auch weitere aktive Mitglieder des Vereins, die die Behindertengruppe stark unterstützen. Die Delegation aus Pinneberg wurde mit einer Theateraufführung begrüßt. Hier ergab sich auch die Gelegenheit, mit dem Tierarzt Andrej Shestakov zum Thema Tierschutz und der gewünschten Errichtung eines Tierheimes zu sprechen.
Noch am Abreisetag gab es einen Empfang in der russischen Administration. Hier führten Tiemann und Stolz Verwaltungsgespräche mit Landrat Valerij Gubarow und seiner Stellvertreterin. Bei dieser Gelegenheit wurden Vorbereitungen zur Fortschreibung des Partnerschaftsprotokolls und des Besuchsprogramm 2012 getroffen. Kreispräsident Burkhard E. Tiemann gratulierte Lena Aleksandrova mit einer Urkunde zum 15-jährigen Bestehen des Vereins Selenogradsk-Pinneberg.
Als Gastgeschenk für Landrat Valerij Gubarov, Rayon-Präsident Sergej Kulakov und die anderen russischen Repräsentanten hatte der Kreispräsident sich etwas Besonderes ausgedacht: Gemeinsam mit Dr. Udo Pfahl, Leiter der Nahrungsgewerblichen Abteilung in der Beruflichen Schule Elmshorn, hat Tiemann Original Königsberger Marzipan nach dem Rezept von Pfahls Vater Erich hergestellt. Außerdem überreichte er ein Fotobuch mit über 300 Fotos der bisherigen Partnerschaftsbesuche seit 2003 sowie eine Lithografie des Pinneberger Kreiskulturpreisträgers Professor Erhard Göttlicher.
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