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Mit der Vergabe des genreübergreifenden Kulturpreises würdigt der Kreis Pinneberg bereits zum 33. Mal kulturelles Schaffen, das sich in der Region einmischt und Zeichen setzt, in seiner inhaltlichen und qualitativen Relevanz aber auch weit darüber hinaus Einfluss nimmt.
Die feierliche Preisverleihung im Kreiskulturzentrum Drostei fand am Sonntag, den 8. November 2015 statt. „Es wurden Künstler ausgewählt, die herausragende Botschafter für den Kreis Pinneberg sein werden“ sagte Kreispräsident Tiemann Burkhard E. Tiemann in seiner Begrüßung. Nach wie vor sei der Kreis Pinneberg reich gesegnet an Kulturschaffenden, und die Ausgezeichneten bewiesen dies einmal mehr. Dabei zeichne sich die Kulturlandschaft im Kreis besonders durch Vielfalt und ein hohes Qualitätsniveau in allen Sparten aus. „Diese Kulturlandschaft bereichert unser Leben, ist Teil unserer Gesellschaft und nicht zuletzt Ausdruck unseres Selbstverständnisses“, so Tiemann.
Die Politik achte die künstlerischen Aktivitäten, und sie würden vom Kreis auch großzügig gefördert. Bei breiteren Bevölkerungskreisen das Interesse am kulturellen Geschehen in ihrem Lebensraum zu wecken, sei eine Motivation für die Vergabe des Preises. Die Würdigung von Leistungen herausragender Bedeutung, Leistungen von Künstlerinnen und Künstlern, die sich durch die Kraft der Idee abheben, die für die Kunst Grenzen überschreiten, Neuland erkunden, Menschen Orientierung geben und Wege in die Zukunft weisen, sei die andere Motivation, erklärte der Kreispräsident.
Die in Heidgraben lebende gebürtige Hannoveranerin Nikola Anne Mehlhorn erhielt in diesem Jahr den mit 5000 € dotierten Anerkennungspreis. Somit konnte erstmals nach 10 Jahren (2005 Roswitha Quadflieg) wieder eine Schriftstellerin mit dem Kulturpreis ausgezeichnet werden. Mit ihrem 1998 erschienenen Debütroman „Brachmond“ erlangte die in Norddeutschland, Frankreich und Argentinien aufgewachsene Künstlerin bereits hohe Aufmerksamkeit. Die studierte Musikerin sowie Kultur- und Medienmanagerin ist derzeit an der Universität Hamburg tätig. Ihren Werken, zu denen unter anderem Anthologien und Romane zählen, wurde bereits national besondere Beachtung geschenkt. So wurde sie beispielsweise mit dem Hebbel-Preis und dem Hamburger Literaturförderpreis ausgezeichnet sowie für den Ingeborg-Bachmann-Preis 2013 nominiert. Außerdem wurde ihr bemerkenswertes Talent durch Stipendien des Ledig House/ New York und des Berliner Senats gefördert.
„Nikola Anne Mehlhorn nimmt mit ihrer Wortkunst, die Knappheit und Assoziationsdichte kombiniert, seitdem Kritik und Leser gefangen. Das belegen auch zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, welche die Künstlerin bisher erhielt und ihren Namen schon jetzt über die Grenzen des Kreises Pinneberg hinaus bekannt machten“, so Stefanie Fricke, Vorsitzende der Kreiskulturpreisjury.
„Ihre Werke seien keine leichte Kost“ beschrieb Laudator Peter Schmidt, Jurymitglied, Sprecher der Sparte Literatur und darstellende Kunst und Mitglied im Vorstand der Hamburger Autorenvereinigung, die Werke der Heidgrabenerin. “Den Leser erwartet ein mächtiges Werk mit einer aufrüttelnden Sprach- und Darstellungstechnik“, so Schmidt.
Dem Wedeler Konzeptkünstler Arne Lösekann wurde der diesjährige Förderpreis in Höhe von 2500 € zugesprochen. Arne Lösekann, ist ein Installations- und Performance-Künstler, dem es immer wieder gelingt, den Betrachter mit minimalistischen Arbeiten zum Nachdenken über essentielle Themen des modernen Menschen anzuregen. Lösekann ist ein Nomade, der viel gesehen hat von der Welt. In seinem Werk geht es um kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Schwerpunkt seines Wirkens sind konzeptionelle Arbeiten, bei denen es sich überwiegend um Installationen handelt, die zwar global gedacht, aber auch immer mit seiner Heimat verwoben sind. 2003 verwirklichte er mit „First frame“, einen der größten Träume des künstlerischen Daseins, eine eigene Einzelausstellung. Gezeigt wurden seine Werke in der Galerie Stuhlmann in Wedel.
Der Künstler ist nach eigener Aussage mit seiner Heimat verbunden, aber nicht verhaftet. In seinen Werken thematisiert der weltgewandte Segler das Reisen, das Unterwegssein und das temporäre Vertäuen im Heimathafen. Häufig thematisiert er gesellschaftskritische Inhalte wie die Anonymität der Großstadt, den menschlichen Narzissmus, Klischees und die sich aus ihnen ergebenden Zwänge. Jedoch finden auch weit intimere Ideen wie die Selbstsuche beim Erwachsenwerden, Geschwisterliebe oder die ewigen Selbstzweifel ihren Platz in seinen Konzepten. Die Farbe Weiß zieht sich als Markenzeichen wie ein roter Faden durch die Werke des Künstlers. Lösekann beraubt die Dinge, die er in Szene setzt, häufig ihrer Textur und Farbigkeit, indem er sie in ein gleichmäßiges, kühles Weiß taucht. Das Auge des Betrachters wird somit aus den standardisierten Sehgewohnheiten gelöst und in eine surreale Welt zwischen Schönheit und grausamer Realität, welche neue Denkhorizonte eröffnet, entführt.
Kurator Stefan Dupke sagte in seiner Laudatio: „Er hinterfragt mit seiner Arbeit, warum die Welt so ist wie sie ist und wie sie auch sein könnte“. Und weiter: „Es ist eine unstillbare Neugier auf die Welt und die Menschen, die ihn antreibt. So ist der Mensch in seiner veränderbaren Umgebung das eigentliche Grundthema, das sich kontinuierlich durch sein Werk zieht. Es geht ihm aber nicht darum, Veränderungen zu zeigen, die unabhängig vom Betrachter ohnehin geschehen, sondern vielmehr darum, auf die Veränderbarkeit der Welt hinzuweisen - auf individuelle Handlungs- und Gestaltungsoptionen“.
Bildinformation: Kreispräsident Burkhard E. Tiemann (links) und Landrat Oliver Stolz (rechts) übergeben den Kreiskulturpreis an Nikola Anne Mehlhorn und Arne Lösekann
Pressemitteilung vom 13.11.2015
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