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Fokusbericht 2024: So ist die soziale Lage im Kreis Pinneberg


Der Klimawandel, gewaltsame Konflikte, Migration, Digitalisierung oder Fachkräftemangel - das sind die beherrschenden Themen der Zeit. Der neue Fokusbericht der Sozialplanung zeigt, dass diese Themen sich auf den Lebensalltag der Menschen im Kreis Pinneberg auswirken.

Die Sozialpolitik ist in Krisenzeiten besonders gefordert, weil sie einerseits für den gesellschaftlichen Zusammenhalt gebraucht wird, andererseits aber auch tendenziell knapper werdende finanzielle Mittel möglichst effektiv einsetzen muss. Der jährliche Fokusbericht der Integrierten Sozialplanung im Kreis Pinneberg liefert Impulse und Handlungsempfehlungen für politische Diskussionen. Aus der Kombination von Informationen aus dem digitalen Sozialmonitoring und Erkenntnissen aus dem Netzwerk der Sozialplanung, in dem rund 200 Beteiligte mitwirken, ergibt sich ein Gesamtüberblick über die soziale Lage im Kreis Pinneberg.

Folgende aktuell bedeutende Entwicklungen stellt der Bericht unter anderem dar:
  • Die Bevölkerung im Kreis Pinneberg wächst weiter auf mehr als 324.000 Einwohnende – und das kontinuierlich in allen Altersgruppen. Das Wachstum beruht besonders auf dem Phänomen der Suburbanisierung, also dem Zuzug vor allem junger Familien aus Hamburg, die aufgrund steigender Wohnkosten in den Kreis ziehen. Ohne diesen Zuzug würde die Bevölkerungszahl sinken, da es mehr Sterbefälle als Geburten gibt. Bei gleichzeitiger Alterung der bisherigen Einwohnenden ist deshalb sowohl von einem wachsenden Bedarf im Bereich der Kita- und Schulplätze als auch von mehr Pflegebedürftigen bis 2040 auszugehen.
  • Die Anzahl der Beschäftigten [1] im Kreisgebiet bleibt konstant bei etwa 95.700. Die Anzahl der Vollzeitstellen verringert sich um 1.000 auf 64.400, während die Teilzeitstellen um den gleichen Wert auf 31.300 ansteigen. Die Sektorenverschiebung vom produzierenden Gewerbe zum Dienstleistungssektor setzt sich fort. Etwa 70 Prozent arbeiten im Dienstleistungssektor.
  • 134.900 Menschen im Kreis sind erwerbstätig [2]. Von ihnen pendeln 75.800 zu ihrem Arbeitsplatz außerhalb des Kreises, vor allem nach Hamburg. Die Zahl der Pendler*innen ist um 1.200 gegenüber dem Vorjahr und damit erneut gestiegen.
  • Der Anteil der reinen Elektro-PKW hat sich um 0,5 Prozent deutlich auf 1,6 Prozent erhöht. Zusammen mit Plug-in-Hybriden beträgt der Anteil jetzt 3,8 Prozent.
  • Einen zunehmenden Bedarf gibt es im Kreis Pinneberg an Kinderbetreuung. Von den Kindern, die jünger als drei Jahre alt sind, werden lediglich 59,1 Prozent in einer Krippe oder von Tageseltern betreut, die Quote der 3- bis 6-Jährigen, die in einer Kita betreut werden, liegt bei 77,9 Prozent.
  • Die Sozialausgaben im Kreis Pinneberg lagen 2023 insgesamt bei über 530 Millionen Euro und sind damit gegenüber dem Vorjahr um mehr als 10 Prozent angestiegen. Hauptursachen sind Mehrausgaben aufgrund neuer Gesetze, Inflation und Tarifsteigerungen sowie die Bewältigung von Krisenfolgen.
  • Deutlich ansteigend sind die Preise für Neuvermietungen von Wohnraum mit durchschnittlich 10,04 Euro pro Quadratmeter. In den Vorjahren kostete der Quadratmeter noch 9,51 Euro. Der durchschnittliche Anspruch auf Wohngeld liegt im Kreis deutlich über dem Landes- und Bundesschnitt. Erneut gesunken sind die Preise bei bestehenden Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen. Die Anzahl der untergebrachten Wohnungslosen ist um mehr als die Hälfte auf 3.025 Personen angestiegen, davon sind etwas über 30 Prozent unter 18 Jahren alt.
  • Mit 47.531 Euro steuerpflichtigem Einkommen haben die Einwohnenden im Kreis ein deutlich höheres durchschnittliches Einkommen als im Landesvergleich mit 43.563 Euro. Diese Werte wurden erst nach dem Fokusbericht veröffentlicht. Allerdings bezogen auch 22.700 Menschen Ende 2023 Bürgergeld, ein Anstieg um 600 Personen. Ursache hierfür sind maßgeblich die Fluchtbewegungen aus der Ukraine.
  • Im Bereich Inklusion in Schule stiegen die Zahlen in den vergangenen Jahren deutlich an. 1.159 Kinder erhielten Ende 2023 eine Schulbegleitung oder Integrationshilfe, in 2019 waren es 674 Kinder im Kreisgebiet.
  • In den Schuleingangsuntersuchungen wurde bei Kindern ein Anstieg von rund 5 Prozent von emotionalen Problemen und Hyperaktivität festgestellt.
  • Die Anzahl unversorgter Bewerbender auf Ausbildungsplätze ist gegenüber dem Vorjahr leicht um 40 auf 560 Personen angestiegen.

Aufgrund dieser und weiterer Entwicklungen sowie den Ergebnissen der Arbeitsgremien in der Sozialplanung macht der Bericht insgesamt acht zentrale Zielvorschläge für die längerfristige Ausrichtung der Sozialpolitik im Kreis. Sie betreffen bereits bekannte Themen wie Fachkräftegewinnung, Gesundheitsversorgung, Sicherung kritischer sozialer Infrastruktur oder digitale Transformation. Neu dazu kam in diesem Jahr der Zielvorschlag „Zuwanderung und Integration erfolgreich gestalten“, da die Integration in das Sozial- und Arbeitsleben vor dem Hintergrund des hohen Fachkräftebedarfs und der alternden Gesellschaft besonders relevant ist. Nicht nur die Fachkräftezuwanderung, sondern auch die Aus- und Weiterbildung zu Fachkräften in Deutschland bieten hier enormes Potenzial. Zentraler Faktor bleibt dabei der Erwerb der deutschen Sprache. Um hier zielgenaue Maßnahmen und Unterstützungsangebote zu installieren, wird ein Integrationsmonitoring aufgebaut und das bisherige Handlungskonzept Integration in einem partizipativen Prozess neu aufgelegt.

Die Integrierte Sozialplanung im Kreis Pinneberg hat bundesweit Modellcharakter. Das überregionale Interesse ist nach wie vor groß. Anlässlich des Meilensteins „10 Jahre Integrierte Sozialplanung“ fand im März im Kreishaus in Elmshorn ein Workshop mit etwa 80 Gästen aus anderen Kommunalverwaltungen statt. Dort ging es um die Entstehung und die Vorteile des aufgebauten und evaluierten Systems im Kreis Pinneberg.

Der aktuelle Bericht „Sozialplanung Fokus 2024“ ist als interaktives PDF ist in der App FOKUS PI eingestellt. Alle Inhalte sind auch unter https://fokus.kreis-pinneberg.de als Website verfügbar.


Ergänzender Hinweis:

In der App und auf der Website stehen auch Daten zu Pendelnden, der Altersstruktur oder Kinderarmut für alle 49 Städte und Gemeinden im Kreis seit 2015 zur Verfügung. Die Werte für 2023 werden erst zum Ende des Jahres ergänzt, sobald die Daten, basierend auf dem kürzlich veröffentlichten Zensus 2022, aktualisiert sind.

[1] "Beschäftigte" meint die Anzahl der Beschäftigten im Kreisgebiet, also alle Personen, deren Arbeitsgeber/Arbeitsort im Kreisgebiet liegt – auch Menschen, die außerhalb des Kreises wohnen.
[2] Erwerbstätige meint alle Beschäftigten, die innerhalb des Kreises wohnen und innerhalb oder außerhalb des Kreises arbeiten.


 
Medieninformation vom 20.08.2024


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