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Fokus 2022: Bericht benennt soziale Handlungsbedarfe im Kreis Pinneberg


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Die andauernde Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine sowie die gesundheitliche Versorgung angesichts des demographischen Wandels – das werden die drei zentralen sozialen Herausforderungen im Kreis Pinneberg für die kommenden Jahre sein. Zu diesem Ergebnis kommt der jährlich im Sommer erscheinende Bericht zur Sozialplanung.

Fokus 2022 heißt das 64 Seiten umfassende Werk der Kreisverwaltung. Der Bericht verknüpft Informationen aus sozioökonomischen Daten mit den Erkenntnissen aus mittlerweile elf Fokusgruppen sowie der Steuerungsgruppe Sozialplanung. Bestimmt ist er für die Politik, die darin Impulse und Handlungsempfehlungen für die weitere Diskussion findet.


Das sind die wesentlichen Vorschläge des Fokus für sozialpolitische Ziele im Kreis Pinneberg:

  • Bezahlbares Wohnen realisieren
    Höhere Kosten für Miete, Kauf und Neubau bei gleichzeitig geringen Leerständen schaffen eine angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt. Der Fokusbericht empfiehlt, gemeinsam mit den Kommunen spezielle Angebote für soziale Wohnraumförderung zu entwickeln, die besonders benachteiligte Zielgruppen wie Älteren oder Menschen mit speziellen Bedarfen zugutekommen.
  • ÖPNV-Infrastruktur zukunftsfähig ausrichten
    Weil die Bevölkerung und damit auch die Pendlerverflechtungen wachsen, braucht es laut Fokusbericht einen öffentlichen Personennahverkehr, der die Anforderungen sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum abdeckt. Ausgebaut werden müsse im Hinblick auf Erreichbarkeit, Barrierefreiheit, E-Mobilität und Anschlussfähigkeit, etwa auch an das Verkehrsmittel Fahrrad.
  • Auswirkungen des Fachkräftemangels abmildern
    Der bestehende Fachkräftemangel gefährdet die soziale Infrastruktur. In Folge der Corona-Pandemie hat sich der Fachkräftebedarf weiter erhöht. Es gelte daher laut Fokusbericht, die Attraktivität der sozialen Berufe zu erhöhen und ein Abwandern von Fachkräften aus sozialen Berufen in andere Berufszweige zu verhindern. Es brauche eine Bündelung aller Aktivitäten und Maßnahmen, um Fachkräfte für den Kreis zu gewinnen und langfristig zu binden.
  • Sozialräume vor Ort gestalten
    Die Infrastruktur sozialer Angebote wird in Kooperation zwischen den Kommunen gestaltet, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern. Wichtig sei laut Fokusbericht, Vorstellungen, Erwartungen und Rahmenbedingungen zu besprechen, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und eine gemeinsame Umsetzung zu erreichen.
  • Digitalisierungspotenziale ausschöpfen
    Um digitale soziale Angebote einsetzen zu können, müssen Menschen digital geschult werden und Zugang zu digitaler Infrastruktur bekommen. Der Fokusbericht empfiehlt den Einsatz künstlicher Intelligenz in sozialen Planungsprozessen. Im Ergebnis müssten digitale Informationen für alle Beteiligten der Sozialpolitik an einem zentralen Ort zugänglich sein.
  • Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung gewährleisten
    Der Fokusbericht legt als Ziel nahe, das gesundheitliche Versorgungsangebot vor und nach stationären Aufenthalten möglichst wohnortnah zu gestalten. Hier gehe es besonders darum, fließende Übergängen zwischen den verschiedenen Gesundheitssektoren zu schaffen. Um dies zu koordinieren, soll es eine kommunale Gesundheitskonferenz geben.

Darüber hinaus formuliert der Fokusbericht drei konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik:

  • Fortschreibung des Aktionsplans Inklusion – Begründung: Der bestehende Aktionsplan stammt aus dem Jahr 2017 und bedarf einer Aktualisierung.
  • Angebot inklusiver Deutsch- und Integrationskurse – Begründung: Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung sowie kognitiver Beeinträchtigung brauchen für den Spracherwerb besondere Rahmenbedingungen. Ein solches Angebot gibt es zurzeit im Kreis Pinneberg nicht.
  • Koordination der Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien bzw. für Kinder psychisch kranker Eltern – Begründung:  Geschätzte 25.000 Kinder und Jugendliche wachsen im Kreis Pinneberg in einer durch Sucht oder psychische Erkrankungen belasteten Familie auf. Obwohl während der Corona-Pandemie der Bedarf gestiegen ist, sind die Hilfsangebote im Kreis aktuell nicht ausgelastet.

„Mit dem Fokusbericht machen wir Politikberatung auf Basis von Daten und Expertise“, erläutert Robert Schwerin, Leiter der Stabsstelle Sozialplanung beim Kreis. Die Sozialplanung im Kreis Pinneberg basiert auf zwei Säulen: Die erste sind Zahlen, Daten und Fakten, die mit Hilfe digitaler Technik und künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Die zweite Säule ist die Beteiligung, im Fachjargon: Partizipation. Konkret heißt das: Zu den unterschiedlichen Sozialthemen wie Integration, Inklusion, Gesundheit, Bildung, Arbeit oder Mobilität gibt es sogenannte Fokusgruppen, die mit Fachexpert*innen aus der Region besetzt sind. Fast 200 Menschen sind es, die sich in den aktuell elf Fokusgruppen ehrenamtlich für ihre Themen stark machen. „Daten allein geben keine Antworten“, sagt Schwerin. „Es braucht Menschen, die sie vor dem Hintergrund ihres Wissens aus der Praxis interpretieren.“

Die Sozialplanung im Kreis Pinneberg hat bundesweit Modellcharakter. Aus ganz Deutschland kommen Anfragen aus Politik und Verwaltung, die sich für das System und die Technik dahinter interessieren. Auch auf der Ende August stattfindenden Sozialplanungskonferenz wird es neben dem Aspekt des Netzwerkens vor allem um den Erkenntnisgewinn aus Daten gehen. Schwerin bringt es auf den Punkt: „Der Anspruch einer strategisch durchdachten Sozialplanung ist ganz einfach der: Das Geld da ausgeben, wo es gebraucht wird.“ Der Sozialbereich stellt mit einem jährlichen Etat von rund 400 Millionen Euro den finanziell größten im Kreis Pinneberg dar.

Der Bericht „Sozialplanung. Fokus 2022“ steht im Internet auf der Website des Kreises Pinneberg zur Verfügung.

 
Medieninformation vom 22.07.2022


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