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Aus Flensburg, Magdeburg, sogar aus Ingolstadt und Stuttgart waren die knapp 80 Gäste ins Kreishaus nach Elmshorn gekommen. Sie alle arbeiten normalerweise im Bereich Sozialplanung in ihren Verwaltungen vor Ort. Jetzt waren sie neugierig auf die Bilanz von einem Jahrzehnt Sozialplanung – made in Kreis Pinneberg.
Vor genau zehn Jahren hat der Kreistag beschlossen, das etwas sperrig klingende Thema Sozialplanung einzuführen und neu zu denken. Entstanden ist im Kreis Pinneberg nicht nur ein System mit Modellcharakter, sondern auch ein leistungsfähiges Netzwerk aus Menschen vom Fach, aus der Politik und der Verwaltung. Beim Workshop „10 Jahre integrierte Sozialplanung im Kreis Pinneberg“ ging es jetzt darum, die Funktionsweise des Systems und seine Vorteile zu erläutern. Denn immer wieder fragen Verwaltungen aus ganz Deutschland an, wie genau der Kreis Pinneberg das eigentlich macht.
Eine einfache Frage stand 2014 bei der Einrichtung der Sozialplanung im Mittelpunkt – und steht da auch heute noch: Wie kommt das Geld für Sozialausgaben dort an, wo es am meisten gebraucht wird? Denn die Sozialausgaben steigen. Die Antwort auf die Frage klingt kompliziert: evidenzbasierte Politikberatung. Der Gedanke dahinter ist jedoch ebenfalls einfach: Politik braucht umfassende und verständliche Informationen, um wirkungsvolle Entscheidungen treffen zu können.
Einen großen Anteil am Aufbau und der Weiterentwicklung des Systems hat die Steuerungsgruppe Sozialplanung mit Vertreter*innen aus Politik, Wohlfahrtsverbänden, Interessengruppen, Kommunen, Kooperationspartnern und der Verwaltung.
„Unsere Vision war, die richtigen Dinge richtig zu tun“, sagt Heiko Willmann, Fachbereichsleiter Familie, Teilhabe und Soziales im Kreis Pinneberg. „Dafür nutzen wir zwei Erkenntnisquellen: das Wissen von Expert*innen vor Ort und digital aufbereitete Daten. Das Ziel ist klar: den Menschen, die im Kreis Pinneberg am dringendsten Unterstützung brauchen, konkret zu helfen.“
Das ergänzt Helga Kell-Rossmann, die als langjährige Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und Mitglied der Steuerungsgruppe Sozialplanung auch zu den Gästen gehörte: „Durch die Sozialplanung wissen wir mehr. Je besser der Erkenntniswert ist, desto größer ist aber auch das Bedürfnis zu helfen. Die Ausgabensteigerungen ist eine logische Folge. Wie damit in Zukunft umgegangen wird, muss noch geklärt werden. Die Verbindung von Sozialplanung und politischen Entscheidungen sollte auf jeden Fall noch weiter verbessert und praxisnäher gestaltet werden.“
Foto: (v.l.n.r.) Christoph Helms, Leiter Jugendamt Kreis Pinneberg; Susanne von Soden-Stahl; Robert Schwerin, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz, Zuwanderung und Integration; Helga Kell-Rossmann und Heiko Willmann
Susanne von Soden-Stahl, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, ist auch seit Anfang an in der Steuerungsgruppe dabei gewesen. Sie sprach über die politische Arbeit vor der integrierten Sozialplanung: „Wir haben uns schon so sehr an die gute Datenbasis gewöhnt, dass wir uns gar nicht mehr erinnern, wie wenig wir früher wussten. Früher gab es viel mehr unstrukturierte Anfragen und viel weniger Wissen über die sozialen Verhältnisse im Kreis Pinneberg.“
Die statistischen Daten sind in großen Mengen vorhanden. Die Leistung der Sozialplanung im Kreis liegt darin, die anonymisierten Daten zusammenzuführen, zu analysieren und so aufzubereiten, dass sie verständlich und leicht zugänglich sind. Das geschieht über eine App und eine Website, die allen zur Verfügung stehen, die sich dafür interessieren: FOKUS PI und https://fokus-pi.de
Abgeglichen werden die Daten mit fachlicher Expertise von 150 Menschen. Diese kommen aus der Praxis und kennen sich bestens aus mit den Herausforderungen und Bedarfen vor Ort in Bereichen wie Gesundheit, Pflege, Arbeit, Integration, Inklusion oder Kinder- und Jugendarbeit. Die Leistung der Sozialplanung liegt darin, diese Menschen und damit ihr Wissen zusammenzubringen. Das geschieht in den Fokusgruppen. Zwölf sind es aktuell, die sich mehrmals im Jahr austauschen und Impulse für die Politik erarbeiten.
Datenanalysen und Expertenwissen wiederum fließen zusammen in den Fokusberichten, die einmal im Jahr vor den Haushaltsberatungen mit konkreten Handlungsempfehlungen an die Politik gehen. Denn schließlich ist es die Politik, die am Ende entscheidet, welche Mittel wo landen.
„Die Handlungsempfehlungen machen immer deutlich, welche Kosten damit verbunden sind“, erklärt Willmann. „Nur wenn es eine transparente Datenbasis gibt, können auch vorausschauende Entscheidungen getroffen werden, können wir durch Steuerung das Maximale erreichen. Kurz gesagt: Wir setzen auf passgenaue Lösungen anstatt Gießkanne.“
Dass die Idee aufgeht, zeigen verschiedene Beispiele. So konnten Datenanalysen zeigen, in welchen Kommunen das Thema Kinderarmut im Kreis angegangen werden muss. Als in der Corona-Pandemie mobile Impfangebote eingerichtet wurden, reichten im Kreis Pinneberg ein paar Mausklicks, um herauszufinden, wo solche Angebote gebraucht werden. Dank der frühzeitigen Analysen zum Thema Fachkräftebedarf in sozialen Berufen gibt es heute den Ausbildungsverbund Duales Studium Soziale Arbeit, den der Kreis bezuschusst.
Bisher wurden insgesamt 46 Handlungsempfehlungen für die politischen Gremien des Kreises entwickelt und dort beraten. Von diesen sind 21 beschlossen und umgesetzt worden. 11 werden noch beraten.
Auch nach 10 Jahren ist die Entwicklung der Sozialplanung nicht abgeschlossen. Künstliche Intelligenz hält mehr und mehr Einzug in die Datenanalyse. Dennoch stellt Willmann klar: „Wir brauchen die Einschätzung durch Menschen, wir brauchen die Beteiligung, wir brauchen erfahrene Kenntnisse über die Lebenslagen vor Ort. Nur so kommen vernunftbasierte Entscheidungen zustande. Und es bleibt immer auch die Möglichkeit, Entscheidungen zu revidieren.“
Medieninformation vom 13.03.2024
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