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Natur kehrt zurück ins Himmelmoor


Natur kehrt zurück ins Himmelmoor

Der diesjährige "Tag der Umwelt", der 05. Juni, steht unter dem Motto "Das Himmelmoor - ein besonderes Erlebnis."

Landrat Dr. Wolfgang Grimme, Umwelt- und Landwirtschaftsminister Klaus Müller und der Inhaber des "Torfwerks Einfeld", Hermann Hornung, machen den Weg frei für die Rückkehr der Natur ins Himmelmoor. Vereinbart wird eine Befristung des Torfabbaues mit einem gestaffelten Rückzug der Abbaufirma und gleichzeitiger Renaturierung der Randflächen. Nach Beendigung der Nutzung werden die abgetorften Flächen ebenfalls renaturiert. "Ich freue mich, dass wir nach langer Diskussion zu einer gütlichen Einigung gekommen sind", sagte Minister Klaus Müller. "Damit bieten wir sowohl einer einmaligen Naturlandschaft wie den Beschäftigten des Torfwerkes eine neue Perspektive."

"Für den Kreis Pinneberg sichert die heutige Weichenstellung die Zukunft des Himmelmoores als Hochmoor, aber auch als Naturerlebnisraum." sagte Dr. Wolfgang Grimme. "Nur, wenn die Natur für die Menschen erlebbar ist, wird deutlich und verständlich, wie wertvoll und schützenswert diese ist." Die Übergabe der befristeten Genehmigung bildet den Auftakt für eine bunte Veranstaltung rund um das Himmelmoor, zu der der Kreis, die Forstbehörde, die Stadt Quickborn und das Torfwerk Einfeld eingeladen haben.

Seit dem Jahr 1920 wird im Himmelmoor aufgrund eines unbefristeten Pachtvertrages mit dem preußischen Staat auf einer Fläche von 142 Hektar industriell Torf abgebaut. Der Torfabbau wurde 1932 durch eine unbefristete Abbaugenehmigung nach dem Moorschutzgesetz vom Regierungspräsidenten in Schleswig auch öffentlich rechtlich abgesegnet.

Diese Regelungen bestanden auch fort, nachdem das Land durch Verabschiedung der Naturschutzgesetzgebung im Jahr 1973 Eingriffe in Moore grundsätzlich untersagt hatte. Erst das neue Landesnaturschutzgesetz (1993) sieht vor, dass auch unbefristete Genehmigungen spätestens 10 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes auslaufen. Dieser Fall war am 01.07.2003 eingetreten.

Bereits im Vorfeld hatten alle Beteiligten, nämlich die untere Naturschutzbehörde, das Forstamt Rantzau, die für das Land die Flächen verwaltet und das Torfwerk Einfeld Gespräche darüber geführt, wie es mit dem Moor aber auch mit dem Torfwerk selbst, das immerhin 7 Mitarbeiter beschäftigt, weitergehen soll.

Heraus gekommen ist ein Konzept, dass sowohl die Zukunft des Torfwerks berücksichtigt, als auch eine Renaturierung des Himmelmoores auf Dauer sicher stellt. Vorgesehen ist ein zeitlich gestaffelter Rückzug des Torfwerks aus dem Abbaugebiet bis zum Jahr 2020. Dabei wird die westliche Abbauhälfte bereits 2011, und die Osthälfte dann 2022 der Natur zurück gegeben. Mindestens 1 Meter Torf muss über dem Mineralboden verbleiben.

Parallel zu den laufenden Abbauarbeiten, soll der landeseigene Randbereich des Moores, der zwar entwässert ist, aber nicht abgebaut wird, durch umfangreiche Renaturierungsarbeiten angestaut und vernässt werden. Insgesamt werden damit 243 Hektar Moor, Bruchwald und Grünlandflächen, durch umfangreiche Anstaumaßnahmen zu einem weiträumigen Feuchtareal verwandelt werden.

Bei Abschluss des Torfabbaus wird dann auch im Moorkern der Grundwasserstand kontinuierlich bis zur Oberfläche angehoben. Auf weiteren 142 Hektar wird dann zusammen mit den vorbereiteten Flächen eine riesige offene Niedermoorlandschaft entstehen. Es werden sich dort moortypische Pflanzen, wie Wollgräser, Torf- und Braunmoose, aber auch Pfeifengras und Flatterbinsen ansiedeln.

Eng verbunden mit dem Naturschutzziel ist die Absicht, das Himmelmoor für die Naherholung zu erhalten. Dabei wurde viel Wert auf die Schaffung von Rundwegeverbindungen gelegt. Im Gegenzug dazu soll das Herzstück des Moores nämlich ein noch vollständig erhaltener Torfsockel, der sog. "Knust", total aus der Wegenutzung heraus gelöst werden. Als Ersatz dafür wird ein weiterer Hochmoorsockel für Besucher als Moorlehrpfad freigegeben. Moorerleben wird künftig auch am Südrand der Abbaufläche möglich, wo sich bereits heute aus dem Abbau vorzeitig entlassene Flächen regenerieren und neu besiedeln.

Höhepunkt des Moorerlebens soll aber -wie bisher- die beschauliche Fahrt mit der Torfbahn sein, deren Erhalt angestrebt wird. Nach Beendigung des Abbaus könnten dann die Torfwerksgebäude für ein Moormuseum genutzt werden. Die Kosten der Renaturierungsarbeiten auf den landeseigenen Flächen sind mit insgesamt 320.000 Euro veranschlagt. Der Hauptteil besteht aus gewaltigen Erdarbeiten zur Herstellung von Dämmen zum Wasseranstau. 240.000 Euro wird das Torfwerk selbst in Form von Maschinen - und Arbeitseinsätzen aufbringen. Diese Leistung wird als Ersatzmaßnahme für die vorläufig noch andauernde Abbautätigkeit von der unteren Naturschutzbehörde anerkannt. Die fehlenden 80.000 Euro werden vom Land Schleswig-Holstein getragen.

Dieses Projekt basiert auf einem umfangreichen Pflege -und Entwicklungskonzept, das das Planungsbüro Mordhorst GmbH, Nortorf, im Auftrag des Torfwerks in enger Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde und dem Forstamt Rantzau erarbeitet hat. Sowohl die Aufstellung des Konzepts als auch die sofortige parallele Durchführung der Renaturierungsmaßnahmen sind Bedingung für die beantragte Weiterführung des Torfabbaus.

Die Konzeption des Büros Mordhorst beschränkt sich jedoch nicht nur auf die zur Zeit verfügbaren landeseigenen Flächen sondern blickt noch weiter in die Zukunft. Bei den Untersuchungen hat sich mehr und mehr heraus gestellt, dass für eine dauerhafte Wasserhaltung im Himmelmoor noch mehr Bereiche nämlich die gesamte Fläche zwischen dem Moorkern und dem Bilsbek sowie Richtung Renzel bis zum Moorgraben für Anstaumaßnahmen benötigt wird. Diese Flächen befinden sich größtenteils im Privateigentum. Deshalb ist unbedingt das Einverständnis der Eigentümer bei einer Erweiterung der Maßnahme erforderlich.

Um vor Ort Werbung für das Projekt zu machen, hat sich der "Verein zum Schutz des Himmelmoores" gebildet, dessen Ziel es ist, Grundeigentümer, Landwirte und örtliche Jäger für die Renaturierung zu gewinnen.Das Himmelmoor gilt als eines der größten ehemaligen Hochmoore Schleswig-Holsteins und hatte einst eine Ausdehnung von 700 Hektar. Seine Bedeutung für den Naturschutz reicht weit über die Grenzen des Kreises Pinneberg hinaus.

So wirkt das Himmelmoor zusammen mit der sich anschließenden Bilsbekniederung als tragendes Element des Biotopverbundsystems Schleswig-Holsteins und ist als "Schwerpunktbereich" ausgewiesen. Im weiteren Zusammenhang mit dem "Hohenmoor" und dem "Borsteler Wohld" ist dort ein einzigartiger zusammenhängender Biotopkomplex verblieben, den es zu erhalten und zu entwickeln gilt.Auch zur Schaffung eines europaweiten Netzes von natürlichen Lebensräumen erfüllt das Himmelmoor nach Auffassung des Landes die Auswahlkriterien und ist in die nationale Vorschlagsliste gemäß der FFH-Richtlinie aufgenommen.Bei allen behördlichen Planungen wie etwa dem Regionalplan, dem Landschaftsrahmenplan ist die Bedeutung des Himmelmoores stets herausgestellt.Hier wird dem Naturschutz ein Vorrang vor allen anderen Nutzungsansprüchen eingeräumt und die Ausweisung als Naturschutzgebiet ist vorgesehen.Eine besondere Bedeutung hat das Gebiet auch für den Grundwasserschutz. So schließt das Wasserschongebiet des Wasserwerks Renzel auch das Himmelmoor mit ein.

V.i.S.d.P.
Pressesprecher

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