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Die Metropolregion Hamburg schließt das Projekt Radschnellnetz ab und zieht Bilanz. Erstmals wurde in Deutschland ein regionales Radschnellnetz von rund 300 Kilometern Länge konzipiert, das sich an eine halbe Million Pendlerinnen und Pendler pro Tag in vier Bundesländern richtet. Für die Umsetzung sind nun die Kommunen, Kreise und Länder am Zug.
Die Metropolregion Hamburg hat die Realisierung eines regionsweiten Radschnellnetzes angestoßen und seit 2018 mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert. Jetzt wird im Detail über kommunale, Kreis- und Ländergrenzen hin gemeinsam geplant, finanziert und gebaut. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz zog Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen Bilanz: „Die überlasteten Verkehrssysteme in der Metropolregion Hamburg werden durch die neuen Radrouten Plus entlastet: Für Pendler*innen werden umweltfreundliche und gesunde Alternativen zum Auto geschaffen – so wird die Verkehrswende attraktiv.“
In Hamburg sind die ersten Abschnitte bereits gebaut. Bisher wurden mit dem Pergolenradweg in Winterhude und am Inselpark in Wilhelmsburg einige Kilometer im Radschnellwegstandard realisiert. 2024 sollen weitere Kilometer folgen beispielsweise an der Fahrradstraße Brookdeich und in der Halskestraße. Im Inselpark werden zudem die Beleuchtung und eine Brücke fertig gestellt. Dazu Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Mit den Radrouten Plus verbinden wir Hamburg über die Region hinaus mit dem Umland und stärken den Impact der Mobilitätswende. Die komfortablen und breiten Radanlagen bieten mehr als 300.000 Pendlerinnen und Pendlern in der Metropolregion sichere und schnelle Verbindungen zu ihrem Wohn- oder Arbeitsort. Zusammen mit dem Ausbau der Schienenangebote wie der S5 und S6 vernetzen wir das Hamburger Umland noch besser miteinander und schaffen zeitgleich Radanlagen, die durch ihre sehr komfortable Streckenführung Spaß machen. Erste Abschnitte sind mit dem Pergolenradweg und dem Inselpark-Radweg in Wilhelmsburg bereits realisiert – jetzt wollen wir weiter Tempo machen beim Ausbau nach Pinneberg und Norderstedt.“
Mit dem 2023 ersten geschlossenen Trassenbündnis für die Strecke Pinneberg - Halstenbek - Hamburg stellen sich die unterzeichnenden Kommunen der Aufgabe, sich gemeinsam um Entwicklung und Umsetzung der Strecke zu kümmern. Die Vergabe der Planung und Koordinierung für den ersten neun Kilometer langen Bauabschnitt zwischen der Landesgrenze und dem Bahnhof Pinneberg ist erfolgt. Der zur Finanzierung erforderliche Förderbescheid des Landes Schleswig-Holstein liegt dem Kreis Pinneberg vor.
Elfi Heesch, Landrätin im Kreis Pinneberg über die nächsten Schritte: „Das Fahrrad ist elementarer Bestandteil der Mobilitätswende. Viele warten deshalb schon ganz gespannt auf die Radroute Plus. Trotzdem ist klar, dass hier viele Interessen berücksichtigt werden müssen. Das bedeutet, viele Gespräche zu führen und sich abzustimmen. Nur so kommen wir zu einem Ergebnis, das alle mitgehen. Im Kreis Pinneberg wird im kommenden Jahr die konkrete Trassenführung für den ersten Abschnitt festgelegt. Damit kommen wir einen wichtigen Schritt voran. Radfahren geht jetzt aber auch schon gut. Die Mobilitätswende braucht nicht zu warten.“
Lübeck wird als erste Kommune in Schleswig-Holstein in die bauliche Umsetzung starten. Dort läuft die Planungs- und Umsetzungsphase des ersten Abschnitts für die Ratzeburger Allee zwischen Stresemannstraße und Osterweide. Für die Planung des rund 2,4 Kilometer langen Teilstücks hat Lübeck Fördermittel aus der Verwaltungsvereinbarung Radschnellwege des Bundes und der Länder erhalten. Für die bauliche Umsetzung läuft derzeit ebenfalls ein Förderantrag. Dazu Joanna Hagen, Bausenatorin und Stellvertretende Bürgermeisterin von Lübeck: „Die Hansestadt Lübeck setzt mit dem ersten Radschnellweg-Abschnitt ein wichtiges Projekt für die Radverkehrsförderung um, das Strahlkraft für die gesamte Metropolregion Hamburg hat. Für die weiteren Abschnitte werden vertiefende Untersuchungen durchgeführt und Möglichkeiten der Umsetzung geprüft. Am Ende soll eine qualitativ hochwertige Radverkehrsverbindung entstehen, die Radfahrende sicher und komfortabel durch Lübeck führt.“
Norderstedt wird für die Trasse von Hamburg nach Bad Bramstedt mit dem Land Schleswig-Holstein eine Realisierungsvereinbarung schließen. Dies sind mit 7,4 km rund ¼ des gesamten Abschnitts. Die Vorplanung hat bereits begonnen, für den südlichsten Abschnitt gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit Hamburg. In Langenhorn wird derzeit der Abschnitt entlang des alten Gütergleises an der U1 geplant. Er wird ermöglichen, mehr als fünf Kilometer ohne Ampeln und Autos zu fahren. Über den Pergolenradweg und das Alsterufer soll die Strecke dann nahtlos und in hohem Ausbaustandard ins Zentrum führen. Katrin Schmieder, Oberbürgermeisterin der Stadt Norderstedt, zum Stand der Planungen: „Mobilität hört nicht an der Stadtgrenze auf – daher ist es uns wichtig, außer der guten ÖPNV-Anbindung auch den Radfahrenden die Infrastruktur anzubieten, mit der sie schnell und sicher auch längere Stecken zurückzulegen können. Das gilt sowohl in Richtung Hamburg als auch in Richtung Bad Bramstedt – und natürlich auch für den Weg zu uns nach Norderstedt! Für die Route entlang der Schleswig-Holstein-Straße in Norderstedt unterstützen wir das Land Schleswig-Holstein mit unseren städtischen Ressourcen. Mit dem Bezirksamt-Nord aus Hamburg haben wir bereits eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.“
Die Stadt Ahrensburg und der Bezirk Wandsbek führen ebenfalls Gespräche zur finalen Festlegung der Trasse Ahrensburg – Hamburg. Dabei geht es vor allem um die Abstimmung der Übergabestelle an der Landesgrenze. Anschließend wird die Planung der Trasse in Ahrensburg weitergeführt.
Im Kreis Herzogtum Lauenburg liegt ein Beschluss des Ausschusses für Regionalentwicklung und Mobilität zur Realisierung der Strecke Geesthacht – Hamburg vor. Da Feldwege und Gemeindestraßen genutzt werden sollen, wurde mit den Kommunen ebenfalls ein Trassenbündnis angestrebt. Dies wurde jedoch von zwei der drei betroffenen Kommunen abgelehnt. Nun soll geprüft werden, ob eine Alternativtrasse entlang der Alten Bundesstraße 5 umgesetzt werden kann.
Die Vorzugsvariante aus der Machbarkeitsstudie für die Trasse Lüneburg – Hamburg wurde im Kreisausschuss des Landkreises Lüneburg beschlossen. Eine Vereinbarung mit den Kommunen zur Umsetzung ist geplant. Die Ausschreibung der Umsetzungsplanung ist für Herbst 2024 vorgesehen. Hier geht es vor allem um die Herausforderungen in den Ortsdurchfahrten. Dazu finden noch Abstimmungen mit den Kommunen statt. Zwischen Ochtmissen und Bardowick wurde bereits ein erster Abschnitt gebaut.
Aktuell erarbeitet der Landkreis Harburg einen Masterplan Radverkehr, in dem auch die zwischenzeitlich konkretisierten Vorzugstrassen der Radrouten Plus Tostedt – Hamburg und Stade – Hamburg eine Rolle spielen, um sie bei weiteren Planungen und Baumaßnahmen berücksichtigen zu können. Dazu führt der Landkreis Gespräche mit den Kommunen, um auch Teilabschnitte zu realisieren. Beispielsweise wurden laufende Planungen zu einer Bahnbrücke in Buchholz überprüft, um diese Baumaßnahme mit der angedachten Radroute in Einklang zu bringen.
Die Radroute Plus von Stade nach Hamburg findet im Landkreis Stade und bei Städten und Gemeinden breite Zustimmung. Die geplante Route verläuft überwiegend auf bestehenden Straßen und Wegen, so dass umweltschonend gebaut werden kann. Allerdings hängt die Realisierung derzeit an einem Teilstück, das durch das Vogelschutzgebiet „Moore bei Buxtehude“ verlaufen soll, wo etwa 550 Meter Wegeneubau parallel zu einer Bahnstrecke erforderlich sind. Diese direkte Verbindung in Richtung Neugraben ist eine zentrale Voraussetzung für ausreichende Nutzerzahlen auf dieser Strecke. Derzeit laufen Gespräche mit der Hansestadt Buxtehude, wie das erforderliche Baurecht dafür geschaffen werden kann.
Die in der Machbarkeitsstudie untersuchte Vorzugstrasse Wismar – Schwerin hat aus Sicht der regionalen Akteure Potential für regionale und überregionale Radverkehre im Alltags- und touristischem Verkehr. Auch wenn der vordringliche Bedarf zur Umsetzung derzeit nicht vorhanden ist, können die Erkenntnisse bei den weiteren Planungen vor Ort Berücksichtigung finden. Von Seiten der Landeshauptstadt besteht ein Interesse an der Schnellverbindung soweit es eine Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern für dieses Projekt gibt.
Die Federführung für das Gesamtprojekt lag beim Kreis Pinneberg, die Koordination erfolgte durch die Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg.
Zu Beginn wurden in einer Potenzialanalyse 33 Korridore untersucht. Die Frage war, wie sich die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten verbessert, wenn Radschnellwege gebaut werden. In einem zweiten Schritt wurde untersucht, wo die meisten Menschen von einem Radschnellweg profitieren können und die Bedingungen für die Umsetzung günstig sind. Als Ergebnis wurden neun Korridore für eine vertiefte Betrachtung identifiziert. Zu den Ergebnissen kamen weitere Kriterien, die für die Realisierung von Bedeutung waren. Dazu gehörten die Perspektiven der baulichen Umsetzung sowie die Bereitschaft der Kommunen mitzumachen. Auch die Anschlussfähigkeit der Strecken an die Hamburger Radrouten spielte eine Rolle. Zusätzlich sollten künftige Trassen gut an das ÖPNV-Netz angebunden seien.
Im Anschluss wurden in Machbarkeitsstudien Vorzugsvarianten für Strecken ausgearbeitet. Zehn Planungsbüros aus dem In- und Ausland waren daran beteiligt. Seit Herbst 2023 heißen alle Wege im Radschnellnetz einheitlich Radroute Plus. Entwürfe für eine einheitliche Beschilderung und Ausstattung tragen zur leichten Orientierung bei. Zusätzlich unterstützen Bausteine und Handreichungen für die Kommunikation die Kommunen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit.
Die im Sommer erscheinende Kosten-Nutzen-Analyse lässt auf eine sehr gute Bilanz auf allen untersuchten Strecken schließen. Die Ergebnisse bestärken und ermutigen, konkrete Planungen zum Bau dieser Strecken voranzutreiben und sind Grundlage für die Beantragung von Bundesfördermitteln.
Pressemitteilung der Metropolregion Hamburg vom 01.07.2024
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